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Robert Stodulka, "Das Phänomen Francois Baucher. Sein Leben – Seine Lehre – Der Mythos."

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Robert Stodulka, "Das Phänomen Francois Baucher. Sein Leben – Seine Lehre – Der Mythos." Empty Robert Stodulka, "Das Phänomen Francois Baucher. Sein Leben – Seine Lehre – Der Mythos."

Beitrag  abdulhazred Do Sep 02, 2010 10:19 am

Ich wusste nicht in welche Rubrik das soll. Wahrscheinlich doch am ehesten zum "Reiten". Falls nicht passend, bitte verschieben.

Robert Stodulka: Das Phänomen Francois Baucher. Sein Leben – Seine Lehre – Der Mythos. Schondorf: Wuwei Verlag, 2009. 332p. EUR 68,-

Stodulkas Buch teilt sich in zwei große Abschnitte: Erstens allgemeine Informationen zur Person Francois Bauchers, Erläuterungen aus tierärztlicher Sicht zu seiner Lehre und Methode, zweitens der Text von Bauchers „Methoden der Reitkunst nach neuen Grundsätzen“, und zwar in der Übersetzung von Carl von Kopal nach der 12. Auflage dieses Werkes.

Zum ersten Teil: Da hat Stodulka wirklich große Arbeit geleistet; von der Entwicklung der französischen Schulen der Reitkunst, über eine Auflistung sämtlicher Schriften Bauchers, eine Biographie, seine Schüler, seine Pferde bis hin zu einer Analyse der Baucher’schen Methoden aus biomechanischer und veterinärmedizinischer Sicht ist hier alles dabei. Vor allem die letzten Kapitel (Erklärung z.B. der „cession de machoire“ im Sinne der Biomechanik) ist dabei sicher sehr wertvoll, wenn Stodulka auch manchmal zu vergessen scheint, dass nicht jeder seiner Leser Veterinärmedizin studiert hat (z.B. p. 141:„Das Ceratohyoid geht in das beim erwachsenen Pferd verknöcherte Epihyoid fließend in die paarig angelegten Stylohyoide über, die dann als Tympanohyod mit dem Schädel gelenkig verbunden sind.“ – Aha. Wer sich noch dazu in der Lage sieht, kann umblättern und die Fachtermini in den Bildunterschriften auf der nächsten Seite suchen; leider gibt es keine Verweise auf die Bebilderung, das hätte mir viel Verzweiflung erspart ;-) ). Hier heißt es u.U. nur einen Absatz pro Abend lesen, um die geistige Verdauung nicht überzubelasten. Die gewonnenen Erkenntnisse sind die Mühe aber wert ;-).

Was in diesem ersten Teil sehr schade ist, ist die etwas willkürliche Aneinanderreihung der Kapitel, noch mehr aber die oft mangelhaften Angaben der Quellen. Stodulka muss unglaubliche Mühe aufgewendet haben, um all die Informationen zusammenzutragen, doch in vielen Fällen ist es dem Leser nicht möglich (oder nur sehr schwer) nachzuvollziehen, wer oder was genau hier zitiert oder wiedergegeben wird, wenn er z.B. den Zusammenhang nachlesen wollte oder überhaupt seine Leseliste erweitern möchte. Von S. 59-67 gibt es z.B. ein durchgehendes Zitat, dessen Quelle unklar bleibt, Stodulka schreibt nur von einem „sehr unbekannten Text, welcher den „hippologischen Reisen“ Heinzes entstammt...“ Leider fehlt besagter (Theodor) Heinze in der Bibliographie völlig, wie auch viele andere, die nach Zitaten oder Inhaltswiedergabe nur per Nachname in Klammern genannt werden. Das ist einfach schade, manchmal möchte man den Zusammenhang eines Zitates nachlesen können ... nun gut, tut aber dem Informationsgehalt natürlich trotzdem keinen Abbruch.

Am besten im Buch hat mir dann aber der zweite Teil gefallen. Denn Stodulka ließ den Text Bauchers (in Übersetzung) nicht nur abdrucken, sondern kommentiert ihn zwischendurch, abgesetzt durch Klammer und Fettdruck. Hier wird vieles erst so richtig klar, was man bei Lektüre des bloßen Baucher’schen Textes vielleicht einfach überlesen hätte.
Einige Anmerkungen halte ich allerdings auch für überflüssig, z.B. p. 229 kommentiert Stodulka Baucher folgendermaßen: „[...] im anderen [Falle] hingegen bildet [der Reiter] aus [dem Pferd] ein fügsames Werkzeug (Partner), das sich von den Eingebungen seines Willens unterwerfen wird (führen lässt).“ Warum er meint, Bauchers „Werkzeug“ mit „Partner“ und „unterwerfen“ mit „führen“ beschönigen zu müssen, weiß ich nicht. Ich glaube wer bis hierhin gelesen hat, dem ist mittlerweile schon klar, dass Bauchers Sprache und Einstellung gegenüber dem Pferd die des 19. Jahrhunderts und daher vermutlich etwas anders als die unsrigen sind. Vielleicht wollte Stodulka ja aber nur solcherlei Aussagen in unser Jahrhundert hinüber übersetzen oder kund tun, dass er selbst das Pferd nicht als Werkzeug oder zu unterwerfen sieht.

Was ansonsten zu erwähnen ist sind die schönen Fotos und abgebildete Zeichnungen sowie anatomischen Darstellungen, die vieles schön klar werden lassen. Viele Fotos zeigen Stodulka selbst, manche Zeichnungen stammen vermutlich aus Bauchers Werk (??? auch Bildnachweise fehlen teilweise, aber lassen wir das ;-) ).

Insgesamt empfehlenswert, v.a. wenn man vielleicht noch nicht viel oder gar nichts über oder von Baucher gelesen hat, ein schöner Einstieg also in die theoretische Lehre der Légèreté! Praktischen Nutzen sehe ich momentan wenig, aber das ist, denke ich, auch gar nicht so gedacht.

Und meine I-Tüpferl-Reiterei, die muss halt sein - Berufskrankheit ;-).

Rezension aus meinem Blog: http://blogging-buffalo-bill.blogspot.com/2010/04/rezension-stodulka-das-phanomen.html

abdulhazred

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Robert Stodulka, "Das Phänomen Francois Baucher. Sein Leben – Seine Lehre – Der Mythos." Empty Re: Robert Stodulka, "Das Phänomen Francois Baucher. Sein Leben – Seine Lehre – Der Mythos."

Beitrag  Reiterlein Do Sep 02, 2010 9:13 pm

Ich glaub, bei Deiner Suche nach Heinzes Werk kann geholfen werden!

Guck mal hier: https://pferdebuecher.forumieren.de/reiten-f8/pferd-und-reiter-die-reitkunst-in-ihrem-ganzen-umfange-t10.htm

Ich glaub, das Forum hier könnte wahre Schätze bergen, wenn wir so weitermachen!

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Robert Stodulka, "Das Phänomen Francois Baucher. Sein Leben – Seine Lehre – Der Mythos." Empty Re: Robert Stodulka, "Das Phänomen Francois Baucher. Sein Leben – Seine Lehre – Der Mythos."

Beitrag  abdulhazred Fr Sep 03, 2010 8:18 am

Ah, das ist das also! Danke für den Hinweis. ich glaub auch, dass dieses Forum sehr wertvoll werden kann, wenn nur alle fleißig Rezensionen schreiben!

Zum Heinze: klar kann man das schon rausfinden, aber mich ärgert, wenn Autoren ihre Quellen nicht angeben. Ist Berufskrankheit (muss in meinem Job auch wissenschaftliches Zeug redaktionieren - sowas wäre da No No No )

abdulhazred

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