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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann

Beitrag  Reiterlein Sa Aug 21, 2010 10:45 am

Hi zusammen!

Hat jemand vielleicht von der Koppel die Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann und so und könnte die hier einstellen?

Grüßle
's Reiterlein *der Bücherponywurm*

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Re: Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann

Beitrag  Hafi Sa Aug 21, 2010 12:49 pm

Und gabs da nicht auch etliche Storys von Flunke? Hat die jemand gesammelt und kann sie hier unterbringen?

Die fand ich immer sehr kurzweilig...

Hafi

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Flunke - ich hab alles

Beitrag  dickie Sa Aug 28, 2010 7:19 pm

Hallo,

ich habe auch den Weg hierher gefunden. Ich habe noch alle Beiträge von Flunke, ich stell sie gleich mal rein.

Gruß
Dickie

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Katzenjammer

Beitrag  dickie Sa Aug 28, 2010 7:20 pm

Auf unserem Hof hatte es schon immer Katzen gegeben. Kleine, große, bunte, schwarze und getigerte Katzen. Sie lebten ein Leben in Freiheit, bekamen morgens ihr Frühstück nach alter Bauernsitte vor der Milchkammer serviert, schliefen im Stroh, zogen dort ihre Kinder groß und wanderten auf die umliegenden Höfe ab, wenn es ihnen bei uns nicht mehr gefiel oder es zu eng geworden war. Im Laufe der Zeit und mit fortschreitendem Tierschutz erbarmte sich seinerzeit meine Mutter als geborene Städterin hinter dem Rücken meiner Großeltern und ließ nach und nach die Katzen kastrieren. So pendelte sich der Katzenbestand auf 1-2 Tiere ein. Die ein oder andere war eher häuslich, doch die meisten Katzen die mich im Laufe meines Lebens begleitet haben, zogen ein Heulager dem Wohnzimmer vor.
Dazu kam, dass mein Mann ein echter Katzenhasser war. Katzen geben Widerworte, Katzen gehorchen nicht, Katzen lassen sich nicht dressieren. Alles Charaktereigenschaften die ein Mann nur bei einem potentiellen Weibchen zu tolerieren bereit ist, nicht jedoch bei einem kleinen eigensinnigen Pelzwesen. Dann sollte es schon lieber ein Hund sein.
Nichtsdestotrotz blieben mir 1-2 Stallkatzen immer erhalten.
Die Beziehung zu Katzen änderte sich allerdings als Drops seinerzeit zu unserer Familie stieß.
Es ist ziemlich genau 14 Jahre her. Ich erinnere mich deshalb so genau, weil ich mit unserer Großen schwanger ging, es ein verdammt heißer Sommer war und keine halbe Stunde verstrich, ohne dass ich mich über die Toilette beugen musste um mir meine reichlich ausgefallenen Zwischenmahlzeiten noch mal durch den Kopf gehen zu lassen.
Zwischen den einzelnen Würgeattacken startete ich dann an einem Tag in der Ernte den kraftlosen Versuch, meinem Mann beim Abladen eines Heuwagens zu helfen. Und wie ich so auf einem Heuballen saß und darüber nachdachte, ob ich mir lieber ein Schinkenbrot mit Marmelade oder eine Honigschnitte mit Gewürzgurken machen sollte, da zog mein Mann vor meinen Augen mit spitzen Fingern ein winziges, rotes Fellbündelchen zwischen den Heuballen hervor.
Ein klitzekleines Katerchen, maximal 3 Wochen alt. Ich kam nicht dazu was zu sagen da ich schnell zum Misthaufen stürmen musste um die Riesenportion Vanilleeis wieder loszuwerden.
So gaben wir dann ein klasse Bild ab, die kotzende Frau, die auf allen Vieren vorm Misthaufen krabbelte, der Mann der der Frau mitleidig den Rücken mit der einen Hand tätschelte und mit der anderen noch das rote Bündel im Nackenfell hielt.
„Geht es dir besser Schatz?“ fragte mein Mann besorgt, „soll ich dir ein Glas Wasser bringen?“ „Neneee“ antwortete ich gurgelnd, „lieber einen sauren Drops.“
Daraufhin drückte mir mein Mann liebevoll das Katerchen in den Arm und sagte: „Da haste deinen Drops und auch schon mal was zum üben...“
So kam Drops zu seinem Namen und er ergriff mit unglaublicher Selbstverständlichkeit Besitz von unserem Leben. Nicht nur dass er als Flaschenkind, dass er ja noch war, zwei bis dreimal nachts nach einer Mahlzeit schrie, nein, er eroberte mit einer solchen rasanten Geschwindigkeit die Gunst meines Gattens, dass ich mich heute noch wundere.
Wahrscheinlich lag es an dem erwachten Nestbauinstinkt des werdenden Vaters und der Hilflosigkeit des Tierkindes. Mein Mann war nach drei Tagen versessen darauf, dem Kleinen die Flasche zu geben und nahm das anschließende Bäuchleinrubbeln mit Küchenpapier sehr, sehr ernst. Er war nicht eher zufrieden bis „Dropsi nicht strullistrulli gemacht hatte“ oder Papas Mühe sogar mit einem „Häufidäufi“ belohnt wurde.
Drops wuchs nicht minderschnell heran wie mein Bauch und als ich 5 Monate später endlich meine Tochter zu Welt brachte, da hatte mein Mann Drops schon zu einem ordentlichen Katzenbild herangemästet. Als meine Tochter ihren ersten Geburtstag feierte, da saß am Geburtstagstisch zwischen allen Verwandten ein gestandener Kater von 5,5 Kilo. Der Sportlichste war unser Drops nie gewesen, er hatte eher etwas aristokratisches und las jeden Tag gewissenhaft mit meinem Mann zusammen die Zeitung. Mein Mann setzte sich dazu in seinen Sessel und legte die Füße hoch. Schwupps saß Drops auf seinen Knien und starrte die Zeitung von der anderen Seite an. Irgendwann fiel der Kopf meines Mannes sacht in den Nacken und unser Wohnzimmer hallte wider von markanten Schnarchgeräuschen, in die Drops mit monotonem Schnurren einfiel.
Ja das war eine echte Männerfreundschaft die da entstanden ist!!!!!!!
Umso schlimmer war es, als unser Drops im letzten Winter matt und lustlos wurde.
Mein Mann, außer sich vor Sorge, trug seinen Kumpel höchstpersönlich in eine namhafte Kleintierpraxis und ließ ihn durchchecken. Die Diagnose war niederschmetternd. Eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz kombiniert mit einem Nierenleiden und dem nun doch schon hohen Alter ließ uns wissen, dass unser gemeinsames Leben mit Drops seinem Ende zuging.
Tablette und Tropfen, regelmäßige Spritzen brachten nur kurze und trügerische Erfolge. Vor einigen Monaten wollte Drops dann meinem Mann zum Zeitunglesen auf den Schoß springen, viel aber wieder zurück auf den Boden. Abends fraß er nichts mehr. Mein Mann saß die ganze Nacht im Sessel, auf seinen Knien unseren Drops. Am nächsten Morgen wussten wir dass die Zeit gekommen war sich zu verabschieden. Drops war regelrecht apathisch. Und wie das nun mal so ist in diesen Situation, den letzten Gang müssen wir Frauen antreten weil unsere Männer das „mental nicht verkraften“. Wer fragt uns wie wir uns fühlen wenn wir im Wartezimmer sitzen, den Katzenkorb auf den Knien und darin von unserer Hand permanent gestreichelt einen kleinen Körper, der nun in wenigen Minuten seinen letzten Atemzug tun wird.
Wir haben Drops neben unserer Terrasse beerdigt. Im Sommer essen wir dort immer zusammen zu Abend und wir hoffen ihn so irgendwie noch bei uns zu haben.
So schwer mir der Abschied von Drops gefallen ist, mein Mann verhielt sich nicht mehr rational und ich begann nach einer Woche mir ernsthaft Sorgen um ihn zu machen. Die ersten Nächte hat er geweint. Er dachte ich würde es nicht merken und ich ließ ihn in dem Glauben.
Seine Zeitung, bisher sein Heiligtum, beachtete er nicht mehr. Seinen Sessel mied er nicht nur, er weigerte sich regelrecht darin Platz zu nehmen.
Reden ist nicht so seine Stärke, war es nie. Sich zu seinen Gefühlen zu bekennen fällt ihm von jeher schwer.
Mein Mann wurde wortkarg und mürrisch. Freunde und Einsteller fragten mich mehr oder weniger direkt, warum bei uns der Haussegen so schief hinge. Was sollte ich ihnen anderes erzählen als die Wahrheit, dass mein bärbeißiger Mann mit seiner Brömmelstimme um seinen langjährigen Katerkumpel trauerte.
„Mensch Bea“ hieß es „besorge ihm doch ne neue Katze!“ Als wenn das so einfach wäre.
Drops war etwas Besonderes und Männerfreundschaften lassen sich nicht erzwingen.
Mit den Wochen kriegte er sich langsam wieder ein, nur Zeitunglesen machte ihm keinen Spaß mehr.
„Hat er immer noch keine neue Katze?“ fragten Freunde und Bekannte und Verwandte Wochen später. „Nein, hat er nicht“ antwortete ich immer wahrheitsgemäß, denn ich kenne ja meinen Mann und er lässt sich nun mal nicht zwingen. Wenn dann soll er sich selber eine Katze besorgen.
Wieder einige Wochen später merkte er mal beiläufig an, dass er sich vielleicht eventuell bei Gelegenheit und wenn er nichts Besseres vor hätte, auf einer Rassekatzenausstellung umsehen wollte. Ich schlug ja fast der lang hin!!!!!!! Mein Mann auf einer Katzenausstellung???????????
Tatsächlich fuhr er wenig später mit seiner Mutter, welche meine Schwiegermutter ist, und unserer ältesten Tochter zu einer Katzenausstellung. Ich hatte leider keine Zeit, weil ich an diesem Wochenende einige Leute zum Turnier fahren musste.
Schwer begeistert kam meine Familie zurück. Schwiegermama war von den samtigen Kartäusern angetan, meine Tochter berichtete begeistert von Norwegischen Waldkatzen, mein Mann gab beschämt zu, dass er die Rex-Katzen sehr apart fände, aber auch Burmas und Siamesen und Ragdolls einfach nur toll seien.
Aha dachte ich, wenigstens weißte jetzt ein gescheites Geburtstagsgeschenk.
Heimlich machte ich mich auf die Suche nach einem würdigen Dropsnachfolger und versuchte mein Glück zunächst im örtlichen Tierheim.
„Wissen Sie überhaupt wie alt so ein Tier werden kann?“ Die Dame im Büro lupfte prüfend die Augenbrauen und schaute mich streng an.......“und wissen Sie, dass Sie die nächsten 10 –15 Jahre eine dauernde Verpflichtung eingehen?“
Nun ähm, ja schon, so etwas Katzenerfahrung hätte ich schon, gab ich zurück und verschaffte mir so die Gnade, der strengen Dame ins Katzenhaus folgen zu dürfen.
Etwa 20 Katzen und Kater, überwiegend schwarz/weiß lümmelten in den 2 Räumen herum.
„Hätten Sie lieben eine Katze oder einen Kater?“ flötete die strenge Dame.“Egal“ sagte ich.
„Wie alt soll das Kätzchen denn sein?“ zirpte die strenge Dame. „Egal“ sagte ich.
„Nun sie müssen doch irgendwelche Vorstellungen haben!“ die strenge Dame schlug wieder einen strengen Ton an. „ähem“ sagte ich. „Irgendeine Rassekatze vielleicht?“
In manchen Büchern steht an ähnlich dramatischen Stellen, „und da verfinsterte sich ihr Gesicht“ oder „ein Schatten glitt über ihr Antlitz“, aber was sich in diesem Moment im Gesicht der strengen Dame zutrug, findet kein Äquivalent in der Weltliteratur.
Ich will es mal so formulieren: Sie zuckte zusammen wie unter einem elektrischen Schlag und in der Finsternis ihres Antlitzes entgleisten sämtliche Sonderzüge der Deutschen Bahn zur Rush-Hour. „Für eine gute Katze braucht es weder Farbe noch Papiere“ fauchte sie und war so beleidigt als hätte ich eine abfällige Bemerkung über ihr altmodisches Brillengestell gemacht.
Ich gebe zu, den Spruch mit den Papieren und der Farbe kannte ich schon, wenn auch in anderem Zusammenhang........
Nach diesem ersten und gründlich missglücktem Versuch zum Neuerwerb eines Katzentieres, kontaktierte ich eine alte Klassenkameradin und aktive Katzenschützerin. Sie versprach sich für mich umzuhören und rang mir bei dieser Gelegenheit die Zusage ab, einer halbwilde, schwervermittelbaren Problemkatze in meinem Stall Obdach zu gewähren. Es sei auch ein Kater aber nicht sehr schmusig und auch nicht sehr hübsch weil er ziemlich klobig sei und einen schwarzen Fleck überm linken Auge hätte wie eine Augenklappe.
Von der Idee der Geburtstagsüberraschung für meinen Mann war sie ziemlich begeistert und in der Tat rief sie mich keine drei Tage später an und berichtete aufgeregt dass sie DEN Ersatzkater für uns gefunden hätte. Einen 4 Monate alten Abessinier, der einer Züchterin gehörte die eine Bekannte einer Freundin der Putzfrau ihres zweiten geschiedenen Mannes sei. Für nur 250 Euro zu haben da ein echter Notfall wegen Ehescheidung, Rosenkrieg und Rinderwahn. „Abessinier sind ja soooo anhänglich“, schwärmte sie und lobte die Tiere in den höchsten Tönen. Ich hatte natürlich nicht den Schimmer einer Ahnung wie ein Abessinier aussieht aber die Tatsache dass diese wohl ein rötlich beiges Fell haben, überzeugt mich schließlich.
Einen Abend vor dem Geburtstag meines Mannes fuhr ich unter dem Vorwand meine Freundin zu besuchen ins Nachbarstädtchen, löste bei meiner Schulfreundin das Versprechen ein und ließ mir einen Korb mit einem fauchenden und randalierendem und hässlichen Kater in den Kofferraum laden und fuhr dann weiter zum Erwerb unseres Edelkaters.
„Ranuh ist so ein lieber Kerl“ begrüßte mich die Abessinierzüchterin mit kehligem Unterton in der Stimme. „Ich würde ihn ja so gerne behalten aber ich muß das Haus aufgeben.........“
wer mich kennt der weiß dass ich ja immer ein offenes Ohr für anderer Leuts Probleme habe und so wurde das ein längeres Gespräch, dass damit endete dass ich nicht nur Ranuh im Katzenkorb hatte sondern zusätzlich noch eine etwas ältere Somalikatze namens Djara.
Mit schlechtem Gewissen gegenüber dem Wildkater im Kofferraum fuhr ich heim, versteckte die Edelkatzen in der Sattelkammer und sperrte den Wildkater zum Eingewöhnen auf den Heuboden.
Am nächsten Morgen nahm ich unsere neuen bepelzten Kapitalanlagen auf den Arm und trug sie zu meinem noch schlafenden Mann ans Bett. Die beiden Katzen, die die menschliche Zuwendung eine ganze Nacht entbehren mussten, inspizierten das Schlafzimmer und meinen strahlenden Mann und ich war sehr zufrieden mit mir bis die Tür aufging und meine Kinder mit jeweils einem Katzenbaby auf dem Arm ins Schlafzimmer kamen und fröhlich Happy Birthday sangen. Meine Bälger hatten ihre Geburtstagsüberraschung auf dem Dachboden versteckt und mir nichts davon erzählt damit ich ihnen keinen Strich durch die Rechnung machen konnte. Was folgte war ein reger Betrieb im Schlafzimmer, 4 kleine Pelzwesen die sich anfauchten und übereinander herfielen, zwei kreischende Teenager, ein nachdenklich wirkender Ehemann und eine haareraufende Ehefrau. Es kostete schon etwas Mühe das Chaos zu sortieren. Die feindlichen Katzenbanden wurden zunächst in unterschiedlichen Zimmern einquartiert, mein Mann fuhr zur Arbeit. (Ich brauche nicht erwähnen dass er mal wieder den Ausdruck „Irrenhaus“ vor sich her brömmelte), ich fütterte den wirklich nicht sehr hübschen Straßenkater auf dem Heuboden, der sich erstaunlicherweise sogar anfassen ließ, und begann dann mit den Vorbereitungen für den bevorstehenden Grillabend anlässlich des Geburtstages meines GG.
Mein Mann hatte nur einen halben Tag gearbeitet und spielte mit den Katzenkindern bis zum obligatorischen Kaffeetrinken mit seiner Mutter, welche meine Schwiegermutter ist und die heute einen großen Karton mit Löchern drin strahlend auf den Gartentisch stellte.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag mein Sohn“ frohlockte sie und mein Mann zog ein Gesicht als hätte er Zahnschmerzen. Der aufmerksame Leser kann sich an dieser Stelle sicherlich denken was der geheimnisvolle Karton enthielt. Richtig! Ein Katzenbaby!!! Genauer gesagt ein Ragdollkaterchen. Nun damit waren es 5. Eigentlich 6 wenn man den ungeliebten Kater auf dem Dachboden mitrechnete. Den hatte ich allerdings verschwiegen weil ich eine günstige Gelegenheit abwarten wollte. In diesem Moment war mir klar dass das nächste Zeitfenster für eine günstige Gelegenheit nicht vor August 2014 zu erwarten wäre.......
Wie bereits anfänglich erwähnt ist Sprechen nicht so die Stärke meines Mannes und so beschränkte er sich auf ein höfliches Dankeschön und streichelte dem Ragdollkaterchen freundlich den Kopf wobei er mir einen verzweifelten Blick zuwarf.
Unsere Einstaller gesellten sich gegen Abend zu uns, da wir sie zum Grillen auf unserer Terrasse eingeladen hatten. Nachdem alle erwarteten Gäste eingetroffen waren erhob sich der Schweinemann, klopfte an seine Bierflasche um sich Gehör zu verschaffen und lobte lautstark meinen Mann als besten Teilzeitbauern der Welt und betonte dass sich die Stallgemeinschaft lange überlegt hätte, was man ihm denn Gutes zu seinem Ehrentag tun könne und sei zu dem Entschluss gekommen, (hier machte er eine ausladende Geste und winkte zwei von unseren Kiddis herbei die einen Karton mit Luftlöchern trugen) ihm ein ganz persönliches Geschenk machen zum müssen. Die Stallgemeinschaft hätte zusammengelegt und würde hoffen, seinen Geschmack getroffen zu haben.
Mein Mann sagte nichts sondern starrte mich nur an als er in den Karton griff und eine waschechte Siamesin heraushob die sich sofort begeistert an ihn schmiegte.
Sieben, dachte ich in diesem Moment, jetzt sind es sieben und verschob das Zeitfenster für eine günstige Gelegenheit auf Januar 2018.
„Wenigstens habe ich keine doppelt“ murmelte mein Mann ergeben und trug die Siamesin zu dem Ragdollkaterchen ins inzwischen dritte eingerichtete Katzenzimmer.
Dies war dann auch die letzte Katze des Tages. Mein Mann hatte aber vorsichtshalber vorm Zubettgehen noch mal vor die Tür geschaut ob da nicht noch ein weiterer Karton mit Löchern stand. Ich glaube gewundert hätte ihn das nicht.
Aber mein Mann wäre nicht mein Mann wenn er nicht so wäre wie er nun mal ist und warum er auch mein Mann geworden ist.
Im Bett sagte er dann grinsend zu mir dass er sich zu seinem nächsten Geburtstag lautstark einen Porsche wünschen würde und es ihm nichts ausmachen würde wenn die Kommunikation genauso gut klappen würde wie bei der Katzensache.
Ach ja, er ist schon ein Schatz.
Trotzdem war ich froh dass es Sommer war und ich das halbe Dutzend Katzenkinder adeliger und nicht adeliger Herkunft nach Draußen verbannen konnte. Dort tummeln sie sich jetzt mit großer Begeisterung. Die Abessinier, Somalis, Ragdolls , Siamesen und trivialen Hauskatzen bevölkern Pferdställe, Sattelkammern, Heuböden und Scheune und fühlen sich anscheinend pudelwohl. Überall maunzt und miemst es, überall trifft man auf kleine, schnurrende, edle und hübsche Katzenkörper.
Überall?
Nein nicht überall!
Auf den Knien meines zeitungslesenden und schnarchenden Mannes liegt keine schnurrende, zierliche Edelkatze sondern ein ziemlich hässlicher, klobiger Hauskater mit einen schwarzen Fleck überm linken Auge wie eine Augenklappe.

dickie

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Die Hausfrau und der Rittmeister..............oder der Fluch der reisenden RL!

Beitrag  dickie Sa Aug 28, 2010 7:24 pm

Nun ist es mal wieder soweit....der Flunke geht mal wieder der Hut hoch. Diesmal bin ich nicht selber betroffen, diesmal ärgere ich mich über die Blödheit und selbstgefällige Ignoranz einiger Leute.
Da ist z.b. die Hausfrau, nennen wir sie mal Frau Böhnchen. Frau Böhnchen ist die Gattin eines gutsituierten Automobilverkäufers und hat neben viel Geld auch viel Zeit zur Verfügung.
Böhnchen kam zu uns mit einem steifbeinigen WB-Wallach, 7 jährig.Ca 170 cm mit dem klangvollen Namen Dream of Spring. (nennen wir ihn der Einfachheit halber Dreami) (nein Dreami trifft es nicht, ihr müsst euch das mit gerolltem RRRR und gequietschtem IIIIII vorstellen, also eher so Drrrrrrriiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiii *schauder*)
Böhnchen hatte sich das Tier in dem Reitverein aufschwatzen lassen, in dem sie ihre 38 Longenstunden absolvierte um dann in die Abteilung entlassen zu werden. Dreami war dann das erste Pferd das so freundlich war sie nicht abzuschmeißen bzw. im Galopp zu verlieren, denn Dreami galoppierte gar nicht erst mit ihr.
Nun war Böhnchen also akut hilfsbedürftig und wurde durch einige Privatställe gereicht bis sie letztlich an unsere Türe klopfte und auch bereitwillig Einlass fand. Persönlich ist gegen Böhnchen nichts einzuwenden. Die Stallmiete kommt per Dauerauftrag, sie ist ordentlich UND sie putzt regelmäßig freiwillig unser Stallklo! Leider ist Böhnchen aber nicht sehr helle was die Natur bei ihr mit einer fabelhaften Figur und einem sehr hübschen Gesicht zu kompensieren versucht hat. Da Männer bekanntlich besser Gucken als Denken können hat ihr dies wohl auch den Mann eingebracht, der sie nach einigen Ehejahren jetzt allerdings lieber in den Stall schickt als sie selber zu bespaßen.
Leider ist Böhnchen aber sehr untalentiert was das Reiten angeht UND Böhnchen ist sehr empfindlich was ihre Reitkunst angeht UND Böhnchen überschätzt ihr Können was das Reiten angeht. Anfänglich habe ich ihr Unterricht gegeben und, zugegeben, ich nenne das Kind beim Namen. Bei mir heißt der Po A... oder Hintern, ich sage das und das war sch.... oder da und da, das war Bullshit. Man möge es mir verzeihen, aber ich bin auf dem Land groß geworden, wo Vater die Schweine noch selber kastriert hat und die abgeschnittenen Klöten vom Hofhund vernascht wurden, noch ehe sie im hohen Bogen geworfen die Erde berührten
Böhnchen hingegen mag es nur auf die Zarte, nennt ihren verlängerten Rücken „mein Gesäß“, sagt nicht sch.... sondern schlimmstenfalls „verflixt“ worauf mein Männe immer sagt, na Böhnchen was ist denn heute wieder so verfickt????? worauf Böhnchen sich die Ohren waschen geht weil sie jetzt so ein schlimmes Wort gehört hat.
Schnell haben Böhnchen und ich gemerkt dass wir nicht die selbe Sprache sprechen was Umgangsformen angeht und sie fing an mir aus dem Weg zu gehen. In Ihre Augen bin ich die ungehobelte Landkuh mit der Affinität zu schlimmen Worten aber man muss sich ja nicht lieben um miteinander auszukommen. Auf jeden Fall bat sie mich um Erlaubnis, einen eigenen Reitlehrer zu engagieren der sie ordentlich und individuell fördern würde. Kein Problem für mich und so gab sie in den einschlägigen Printmedien Suchanzeigen auf und fand ihn, den Rittmeister. Nennen wir ihn Herrn Schürstädt. Herr Schürstädt war die Hoffnung des Bundeskaders im Jahre 1952 und ritt bis 1953 international S-Springen, verpasste in den nachfolgenden Jahrzehnten aber den Anschluss und tingelte mit seiner Amateurreitlehrerlizenz durch die Reitställe der gutsituierten Welt, bis in den 70ger und 80ger Jahren auch Menschen wie Flunke in die Gymnasien und Reitschulen durchsickerten und den elitären Sport auf das Niveau des Breitensportes herunterzerrten. Herr Schürstädt fährt einen alten DB 123, einen Diesel der klackert und rattert und sein Kommen schon Minuten vorher erahnen lässt.
Klackernd und ratternd quält sich nun also 3 mal die Woche der 123er die Straße zu uns hoch, hält pustend und schnaufend auf unserem Hof, rüttelt und schüttelt sich und spuckt durch die knarzende Tür den Rittmeister aus. Beige ausgestellte Cordreithose, die die knispeldünnen Beine kaschieren, ein weißes!!!! Oberhemd, *tocktocktock*, in welchem der Bauch in Zusammenarbeit mit einer feschen Steppweste auf das sportliche Höchstmaß eines für einen rüstigen Mittsiebziger noch vertretbaren Umfanges zusammengeschnürt wird. Ton in Ton darüber die Steppjacke, der faltige Hals mit einem Seidenschal kaschiert.
Und nun folgt das Ritual! Er nestelt in seiner Tasche rum und setzt sich eine Sonnenbrille auf die wohl im selben Jahr Geburtstag hatte wie der 123er und ihm die Attraktivität von Puck der Stubenfliege verleiht. Dann kramt er sein silbernes Zigarettenetui aus der Tasche und zündet sich eine Perze an, zieht verzweifelt drei bis viermal an dem Stengel, als müsse er sich einen Joint einpfeifen um das Folgende zu überstehen.
Nun stelle man sich meinen Mann vor, der hinter der Wohnzimmergardine lauert und bereits beim vierten Auftritt des Rittmeisters in der Lage war die Dialoge zu soufflieren:
HUHU Herr Schüüüüüüürstääääädt zwitschert es zunächst aus dem Stall quer über den Hof,: ich habe Drrriiiiiimiiii schon fast fertig geputzt! (mein Mann trippelt auf Zehenspitzen vor dem Fenster hin und her) Herr Schürstädt schlendert über den Hof und lässt ein lautes anerkennendes AAAAAAAAAAAAA hören, (Männe stolziert mit erhobenem Kopf um den Blumenhocker) dann kommt: Naha Frrau Bonne, wie geht es meiner Lipplingsschüllerin denn heute, worauf er ansatzweise vor Böhnchen salutiert, gefolgt von einer halben Verbeugung.(Männe verbeugt sich vor dem Foto meiner Mutter im Wohnzimmerschrank) Dann lässt er die kichernde Bohne zu seiner linken und streicht mit der Rechten über Dreamis Hals und Rücken und sagt: Na Drimmmmi, hast dir ein feines Frauchen ausgesucht worauf das feine Frauchen die erste Verlegenheitsröte des Tages zeigt. (Männe streichelt andächtig über die Sofalehne und wirft der Plüschente einen Handkuss zu)
„Na dann will ich ihn mal satteln!“ kommt dann, gefolgt von einem „ich glaube Driimiiii möchte heute nicht so scharf geritten werden“. Das ist die Lieblingstelle meines Mannes der dann meißt zweideutige Handbewegungen macht und von mir zur Ordnung gerufen werden muß.
Herr Schürstädt antwortet mit einem charmanten Lächeln bei dem Inge Meisel noch Frühlingsgefühle bekommen hätte: Aaaach Frau Bonne, das machen wir heute ganz aus der Ruhe, worauf mein Mann langgezogene Schnarchgeräusche von sich gibt.
So folgt eine charmante Bemerkung der anderen und gemeinschaftlich zieht man gen Reitplatz, nur bei schönem Wetter versteht sich.
Was nun folgt könnte als Daily Soap unter Gutes Reiten, schlechtes Reiten auf Pro 7 laufen und anderem Quatsch mühelos den Rang ablaufen.
Der Rittmeister hilft der Hausfrau galant aufs Pferd, ordnet ihr die Steigbügel, gibt dem Pferd einen aufmunternden Klapps und geht dann augenrollend zum Unterstand um in der Wendung zu Frau Bonne erst mal wieder sein charmantestes Lächeln aufzusetzen.
„Soooooo Frau Bonne, nun reiten sie ersteinmal schööööön Schritt, das ist nämlich wichtig für Drimmmi“ gefolgt von einem verzweifelten Blick auf die goldene Armbanduhr.
Die nächste Perze wird aus dem silbernen Schächtelchen genommen, beim inhalieren quellen die Augen hervor, die Haut über den Wangenknochen verfärbt sich ob der Anstrengung weiß.
Nun kommt der obligatorische Hustenanfall der Böhnchen veranlasst dem Rittmeister besorgte Blicke zuzuwerfen. An dieser Stelle fragt mich mein Mann immer was wir nur machen würden wenn uns der Rittmeister auf dem Hof einfach umfällt und wegstirbt.
Das wäre wohl unangenehm aber bei meinem Glück würde es mich nicht wundern wenn es tatsächlich mal wieder bei uns passiert.
In der Zwischenzeit lässt der Rittmeister antraben und Dreami zieht gelangweilt seine Runden und man kann Böhnchen leise schnaufen hören.
„Frau Bonne sie müssen Drimmmi mehr aktivieren“ kommt es aus der Raucherecke. „mach ich doch Herr Schü-hür-städt!“ kommt es aus der Bahn zurück und man kann Böhnchen schnaufen und prusten hören.
„Sie sollten versuchen geschmeidiger einzusitzen Frau Bonne“ stößt der Rittmeister zwischen zwei Lungenzügen hervor und ein erneuter Hustenanfall übertönt das gleichmäßige Aufplatschen von Böhnchens Hinterteil im Sattel. „Da-has geht doch heu-eute schon vie-iel bes-ser, Herr Schü-ür-städt“ japst es vom Pferd herunter und man kann Böhnchen laut schnaufen, prusten und stöhnen hören.
Nach diesen drei anstrengenden Runden ist erst mal eine Schrittrunde angesagt, wobei sich
Herr Schürstädt eine neue Perze genehmigt und Böhnchen anfängt über ihren Dreami in wahre Lobgesänge auszubrechen. Der Rittmeister stimmt höflich zu, sagt was Nettes über die hübsche Farbe von Drrimmmis Mähne und lässt unser Böhnchen nach einer Weile noch mal antraben im Aussitzen. Die folgenden Kommentare stimmen zu 100 % mit denen davor überein. Nach knapp 30 Minuten ist diese Reitstunde beendet. Der Rittmeister kleidet sich noch mal in Nettigkeiten und Böhnchen überrecht ihm freudestrahlend den 50 Euro-Schein für die hervorragende Einzelstunde. *andenkoppfass*
Nun hat es der Rittmeister sehr eilig. Termine Termine Termine, steckt sich eine Perze an, schüttelt sich noch mal vor lauter Husten und knattert von dannen.......bis übermorgen dann wenn ich den nächsten Schein abholen komm.
So, ihr Lieben, das ist nur einer der fahrenden Reitstundenhändler die bei uns auflaufen.
Nun erzählt mal von euren Gestalten.


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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Geschnatter am Ententeich...oder die Hausfrau und der Rittmeister Teil II.

Beitrag  dickie Sa Aug 28, 2010 7:25 pm

Ich habe euch doch mal von dem steinalten, hustenden Herrn Rittmeister erzählt der unserer Edelhausfrau regelmäßig Reitstunden gibt. Ich glaube diese Ära der Heiterkeit ist ein für allemal vorbei denn Folgendes trug sich zu, und ich kann nicht an mich halten euch an der letzten Köstlichkeit dieses Paares teilhaben zu lassen.

Hinter unserem Haus, eingebettet in dem alten Obstgarten, befindet sich ein Ententeich. D. h. es war mal ein Ententeich zu der Zeit als meine Großeltern noch den Hof bewirtschafteten. Als Kinder sind wir darin geschwommen, die Entengrütze missachtend haben wir Wasserschlachten veranstaltet, haben Pirat und Schatzinsel gespielt und uns tolle Seeschlachten geliefert. Lange Jahre lag er dann verwaist zwischen den alten Apfelbäumen, von einer dicken Schicht Wasserlinsen bedeckt. So wie ich neulich mit meinem GG auf dem Balkon an unserem Schlafzimmer sitze, und wir sinnierend die Blicke schweifen ließen, da ward mein Mann von der jähen Eingebung aufgesucht, doch aus dem alten Ententeich eine Pferdeschwemme zu machen. Ein Anhänger voll Kies zur Uferbefestigung und fertig sei die Pferdeschwemme, den Pferden zum Wohle und dem Geschäft zum Auftrieb.
Selten genug weiß ich den Eingebungen meines Mannes gebührenden Respekt zu zollen, doch dieses mal war ich ziemlich entzückt und belohnte die Umsetzung dieses frommen Planes in der letzten Woche mit einer Haselnussbuttercremetorte, für die mein Mann sterben würde.
Am Samstag bin ich mit dem Pony meiner Tochter als Erste in den Teich geritten und unser Grobi machte seine Sache nicht nur gut, sondern er hatte einen solchen Spaß dass angelockt durch sein Geplanschte nach und nach der eine oder andere Reiterkamerad sich zu uns gesellte.
Gestern am Montag hatte dann unser Böhnchen wieder eine Trainerstunde, wie sie die groteske Veranstaltung zu nennen pflegt. Mein Mann traf fast zeitgleich mit dem hustenden Rittmeister nebst seinem ebenfalls aus dem letzten Loch pfeifenden 123er auf unserem Hof ein und unterbrach dadurch das uns inzwischen vertraute und lieb gewordene Ritual. (siehe Hausfrau und Rittmeister Teil I)
Mein Mann kam nicht umhin, sich mit dem zu neuer Ehre gekommenen Ententeich zu brüsten und bestand drauf, den keuchenden Rittmeister hinter sich her zerrend, diesen zu einer eingehenden Inspektion des Areals zu verdingen. Eine etwas durch die fehlende innige Begrüßung angesäuerte Frau Bohne zog derweil verdrossen ihre ersten Runden auf dem Reitplatz und man konnte sie leise keuchen hören.
Rittmeister Schürstädt begutachtete fachmännisch und eingehend das Gewässer und konnte sich nicht verkneifen dieses mit dem Wassergraben im großen Preis von Weissnichmehrwo im Jahre Wannwardasnochmal zu vergleichen, wo er mit diesem großen Fuchs Wiehießdernochmal, Kumpel Hans Günther und Fritzi um Längen geschlagen und beim abendlichen Reiterball alle auch noch unter den Tische gesoffen hatte.
Mein Mann zeigte sich tief beeindruckt und referierte seinerseits dann über die Ausbildungsdefizite in der modernen Reiterei, speziell über die fehlenden Erfahrungen des guten deutschen Warmblutes mit Wasser. Ich rief meinen Mann sofort und energisch zum Essen herbei, doch es war schon zu spät. Väterlich legte der Rittmeister meinem Mann die Hand auf die Schulter und versprach, gleich heute etwas zur Rettung des Ausbildungsniveaus beizutragen und Frau Bonne nebst Dream of Spring seine umfassende Erfahrung mit Wassereinritten angedeihen zu lassen.
Mein Mann schlang sein Essen hinunter, schnappte sich eine Alibizeitung und platzierte sich nach Attraktionen heischend und voller Ungeduld auf unserem Schlafzimmerbalkon.
Ich gebe es zu, auch ich musste nach unten in die Waschküche und erwog spontan angesichts des strahlenden Sommerwetters meine Wäsche im Garten aufzuhängen. Dass man von dort aus einen prächtigen Blick in den Obstgarten hat, ist eine zufällige aber gern genommene Gegebenheit unseres ländlichen Anwesens.
Wir brauchten nicht lange zu warten. „Sooooooo Frrau Bonne, hier entlang“. Der storchenbeinige Rittmeister schritt vor dem gelangweilt aussehenden Dreami her, die Fingerknöchelchen der Frau Bonne waren vor Aufregung fest um die Zügel gekrallt und in ihrem Blick stand die mit Skepsis gepaarte freudige Erwartung eines Abenteuers. „Meinen sie denn Dreami macht das Herr Schürstädt“ quäkte es aus dem Sattel herab. „Aber ja meine Liebe, sie müssen mir doch auch mal vertrauen“ kam es zurück und ich steckte mir eine Wäscherklammer in den Mund damit ich was zum Draufbeißen hatte. Verstohlen beobachtete ich meinen Mann, doch der hinterhältige Hund hielt sich scheinheilig die Zeitung vors Gesicht und schnitt mir Grimassen. Derweil näherte sich das Triumvirat unserer Belustigung dem Ententeich. „Sie müssen Drrimmi jetzt die Zügel hingeben damit er Witterung vom Wasser aufnehmen kann, Frau Bonne“. Dreami immer noch sehr gelangweilt nutzte den langen Zügel um am Ufer einige Kettenbüsche zu rupfen und dachte nicht im Traum daran von was anderem als vom Futter Witterung aufzunehmen worauf ihm der Rittmeister einen aufmunternden Klaps gab. Von dieser groben Behandlung beeindruckt machte Dreami versehentlich einen halben Tritt zur Seite und die erste Hälfte des vorderen Drittels seines Hufes berührte das Wasser, was Böhnchen zu lauthalsen Lobgesängen veranlasste. „Nun können sie ihn energischer hinreiten, Frau Bonne“, der Rittmeister trat aufmunternd einen Schritt zurück und angespornt durch Böhnchens rudernde Schenkel spitze Dreami tatsächlich etwas die Ohren und beugte träg seinen Kopf hinab zum Wasser. Oh Wasser, wie erbaulich!!
Probeweise benetzte er seinen Huf bis an den Kronrand und ich schwöre, wäre er ein Mensch gewesen hätte er sich mit dem Finger etwas Wasser hinter die Ohren getupft.
„Driiiiiiiiimiiiiiiii du bist ein ganz faaaaiiiiiiiiiiner Junge“ quäkte es aus dem Sattel und vom Rittmeister kam ein:“Nu Frrau Bonne, nu mal mit etwas mehr Schwung“.
Unser Böhnchen wendetet ihr edles Warmblut ab, nahm einen knappen Meter Anlauf und spornte ihr Pferd zu heroischen Taten an. Dreami erwachte gerade aus seinem Mittagsschlaf und überlegte dass es nett wäre auch noch den anderen Huf zu befeuchten, bevor man wieder in der Bewegung erstarren könne um eine Pause einzulegen. Seine Bemühungen wurden wieder von Böhnchens Lobgesängen und Rittmeisters anerkennenden Kommentaren begleitet.
„So Frau Bonne, nu muss er aber mit allen 4 Hufen ins Wasser“ befahl der Rittmeister streng. „Ja meinen sie wirklich ich kann ihn dazu bringen“ quäkte es zurück, „meine Beine sind schon ganz schlapp“ worauf Rittmeister prüfend die Waden der Reiterin anfasste und meinte: „Nu Frau Bonne, so schöne Beine werden das wohl hinbekommen“. Böhnchen wendete ab, der siebente Himmel stand ihr im Antlitz und tapfer und mit aller Kraft ritt sie den vergnügten Dreami in den Teich, der sehr geneigt schien dem Wunsch seiner Reiterin nachzukommen. Vorder-und Hinterhufe traten ins Wasser und Dreami ging weiter, Böhnchen verdutzt und fassunglos den halblangen Zügel haltend vergaß ganz und gar, dass sie nicht mehr treiben brauchte und ritt einfach weiter. „Halt Frau Bonne, sie müssen die Zügel nachfassen“, der Rittmeister erhob die Stimme. Mein Mann hob zeitgleich den Kopf über die Zeitung und ich merkte nicht dass das Bettlaken zu Hälfte auf der staubigen Wiese lag. Zu sehr gefesselt war unser Blick von einem Dreami, der zuversichtlich und mit spürbarem Genuß Schritt für Schritt immer tiefer in den Ententeich ging, seine inzwischen haltlos kreischende und an den Zügeln zerrende Reiterin missachtend. „DRRRRIIIIIIMIIIIIIIII bleibSTEEEEEEEEEHN!!!! DRIIIIIMIIIIIIIII HAAAAAAALT! HILFÄÄÄÄÄÄÄ, HILFÄÄÄÄÄÄÄ HÄRRR SCHÜRrrrrrrrrr........gurgelgurgelgurgel“ Der Rest von Böhnchens Hilfeschrei versank mit ihr und dem inzwischen aufgewachten Dreami in den Tiefen unseres Ententeiches. Dreami hatte sich kurzfristig zu einem Vollbad entschlossen und suhlte genüsslich von der linken auf die rechte Seite während sein Frauchen haltlos schluchtzend versuchte aus dem Teich zu krabbeln. Wieder mal war es mein Mann der als erster die Fassung verlor. Bäuchlings übers Balkongeländer hängend schüttelte er sich in Lachkrämpfen, zwischendurch nur Zugabe, Zugabe japsend. Ich kaute tapfer auf meiner Wäscheklammer rum und beschloss der armen Bohne zur Hilfe zu eilen. Diese versuchte derweil einen Ausgang durchs Schilf zu finden, fand aber auf dieser Seite des Teiches keinen Halt im Matsch. Und was machte der Rittmeister????? Er war aufs alte Entenhaus gesunken und schlug sich vor Lachen auf die Schenkel, von Hunstenanfällen unterbrochen, doch immer wieder lachte er in tiefen, wohlklingenden Tonlagen „Hohohohohooooo Hahahahahaaaa Huhuhihohaaaaa“ und Tränen liefen hinter seiner Sonnenbrille her während ich die vollkommen zugematschte Bohne aus dem Teich zog. Dreami hatte derweil auch beschlossen sein Bad zu beenden und bockte mit wehenden Bügeln über die Wiese. Ein Bild voller Freude und Glück!
Während ich das vor Wut und Entrüstung weinende Böhnchen in der Waschküche trockenlegte, fingen mein Mann und der Rittmeister den ungestümen Dream of Spring ein und wir konnten sie dabei deutlich Lachen hören.
Böhnchen war fassungslos. „Dieser unmögliche Mensch lacht mich auch noch aus“ schluchzte sie und ließ sich auch nicht durch meine Beteuerungen trösten dass diese Situation alles andere als komisch gewesen sei. Im Gegenteil, höllegefährlich sei es gewesen und sie hätte tot sein können! schmunzel
Mit hochrotem Kopf und mit meinen viel zu großen geliehenen Kleidern brauste sie vom Hof und blieb dem immer noch glucksenden Rittmeister den Lohn schuldig. Sein Kommentar:
„Das war’s mir wert die doofe Pute Entengrütze fressen zu sehen“
Aber Herr Rittmeister!!!!!!!!!!!
Ich glaube ich werde ihn etwas vermissen!

dickie

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Frohe Weihnachten und einen schönen 4ten Advent!

Beitrag  dickie Sa Aug 28, 2010 7:27 pm

„Schatzi, sollen wir nicht am Samstag vorm 3ten Advent mal alle Einsteller zu einer kleinen Weihnachtsfeier im Stübchen einladen?“ fragte ich meinen Mann gutgelaunt vor einigen Wochen.
„Etwa alle auf einmal an einen Tisch? Du bist wahnsinnig!!!“
Eine Mischung aus banger Erwartung und verstohlener Sensationsgier sprach aus den Augen meines Gatten, der sich dann allerdings lieber hinter seinem Wochenblatt
verschanzte. „Also abgemacht!?“ zwitscherte ich vergnügt und setzte mich an den Rechner um eine hübsche Einladung zu kreieren. „Total verrückt!“ kam es noch hinterm Wochenblatt her und „das soll ja wieder was geben,hähähäh“.
Nun war ich doch etwas eingeschnappt. Glaubte mein Mann etwa ich sei nicht in der Lage ein kleine wohlwollende Festlichkeit zu arrangieren? Zugegeben, wie ihr wisst sind meine Einstaller eine etwas, ähem, nun ja, sagen wir mal eigenwillige Mischung aus schillernden Paradiesvögeln und Sonderlingen, extravaganten Berufsgruppen und biederen Hausfrauen. Aber es müsste doch möglich sein, wenigstens einmal im Jahr unter dem wohlwollenden Weihnachtsstern gemeinsam ein paar Stunden zu verbringen, gemütlich einen Kuchen zu essen, einen Glühweinchen zu trinken, zu lachen und sich aufs Fest zu freuen. Voller vorweihnachtlicher Zuversicht machte ich mich ans Werk, tippte eine liebevoll gestaltete Einladung für unsere Pinnwand und ließ es mir nicht nehmen, wirklich jeden Einzelnen anzusprechen und Zusagen fürs Erscheinen mit Kind und Kegel zu erpressen. Ach was hatten sie nicht alles für Ausreden: „Uhhhh nääääääääh, sagte der Schweinemann, ich kann meine Änne nicht den ganzen Abend alleine lassen,“ „Änne habe ich schon angerufen, sie kommt gerne mit“ log ich ohne rot zu werden und sah aus den Augenwinkeln wie mein Mann zusammenzuckte. Ela unsere Dame des Rotlichtmilieus sagte erst zu, dann wieder ab. Mein Mann hatte schon aufgeatmet als sie drei Tage vor dem Event höflich telefonisch anfragte ob sie und ihr Lebensgefährte den wohl WIRKLICH willkommen wären.
„Ja klar“ hatte ich gesagt, und „prima, dann lernen wir den auch mal endlich kennen“ und ignorierte meinen Mann der sich in einem Anfall stummer Verzweifelung rückwärts aufs Sofa fallen ließ, beide Hände fest aufs Herz gedrückt.
Frau Quittung musste erst in unzähligen Filos blättern, ihren Laptop befragen und vorsichtshalber nochmal den Palm mit dem PC im Büro vergleichen und sagte dann tatsächlich nach eingehender Prüfung zu, und ob sie ihre Mutter mitbringen könne, die wäre ja sonst ganz alleine. Ja ne, kein Problem, wir haben Platz und freuen uns über jeden der kommt. „Du bist wahnsinnig, total wahnsinnig“ murrte mein Mann, ließ sich aber dazu überreden einige Tannenzweige aus dem Wald zu holen damit wir das Stübchen festlich schmücken konnten.
Kurz und gut, ALLE und wirklich ALLE versprachen zu kommen und was ich total klasse fand, jeder bot sich spontan an, etwas an Gaumenfreuden mitzubringen und auch die eine oder andere helfende Hand stand mir beim Schmücken und Dekorieren bei. Ich glaube mein Enthusiasmus hat sich einfach auf alle übertragen, vielleicht mit Ausnahme meines Mannes, der die Augen wild gen Himmel rollte wenn nur die Sprache auf den Vorabend des 3ten Advents kam.
Also wenn ich ganz ehrlich bin, etwas feuchte Hände hatte ich schon als der große Tag endlich kam. Mein Mann grinste schon morgens von einem Ohr zum anderen und pfiff ständig Jingle Bells Jingle Bells, bis ihn mein Spülschwamm am Ohr traf.
Ich hatte ab 16 Uhr zu Kaffee und Kuchen geladen, dann ein kleines Programm vorbereitet das uns bis 19 Uhr beschäftigen sollte, um dann den Abend mit Glühwein und Zwiebelkuchen ausklingen zu lassen.
„und wehe wehe wehe wenn ich auf das Ende sehe“ unkte mein Mann und ließ nicht eine Gelegenheit aus mir zu versichern dass ich total wahnsinnig, mindestens aber verantwortungslos leichtsinnig gehandelt hätte die „Bekloppten“ an einen Tisch zu bitten.
Unser Hof sah zur Stunde toll aus. Die Esotheriktante hatte in jede Fensternische eine Grableuchte gestellt, Partyfackeln die den Sommer überdauert hatten säumten den Aufgang zum Stall und zum Stübchen, mein Mann hatte Schwedenfeuer rechts und links neben dem Tor entzündet und die Luft war angefüllt vom Duft der Tannenzweige und der Bratäpfeln mit Vanillesauce, die die Lieblingsschülerin des Rittmeisters herumreichte. Nach und nach trafen alle ein, teilweise saß man noch in Reitsachen auf Strohballen, andere kamen für mich kaum wiederzuerkennen in „Zivil“. Es lief gut, man plauderte ungezwungen, machte kleine Scherze und tauschte Höflichkeiten aus. Einige für mich gänzlich neue Gesichter waren dabei, da die Pferdeleidenschaft oft nur einem Familienmitglied zu eigen ist.
Dabei konnte ich erstaunliche Konstellationen bemerken. Z.B. die Mutter von Frau Quittung sah aus wie ein Fossil aus dem Ende der 60ger Jahre. Sie trug tatsächlich noch eine selbstgebatikte lila Windel als Halstuch, hatte ihr langes inzwischen graues Haar mit einem geblümten Stoffband zu einem Zopf geflochten und ihre Gitarre mitgebracht um uns mit einem stilechtes Blowing in the Wind zu unterhalten. Ich war ziemlich sprachlos, zumal Frau Quittung im dunkelblauen Alcantarakostüm kräftig und ungeniert in den Refrain mit einstimmte. Na sieh mal einer an, stille Wasser sind tief.....
Etwas Aufsehen erregte jedoch der Auftritt von unserer Ela. O.K. ich gebe es zu, ich war gespannt wie ein Flitzebogen auf ihren Lebensgefährten, von dem ich gar nicht gewusst hatte dass es ihn gab. Etwas zögernd betrat sie unser Festräumchen erst gegen 17 Uhr. An ihrer Hand, eine Kante von Mann, neben dem der Meinige schmächtig erschien. Gut zwei Meter groß und einzfuffzig breit, ein mächtiger Kopf mit schulterlangem, braunem, gelocktem Haar und buschigerm Vollbart, saß auf einem goldkettenverzierten Hals der der Kälte trotzend übergangslos zu einer nackten behaarten Brust wurde. Erst in Höhe des Bauchnabels schloß sich das feuerrote Seidenhemd über einem silberbeschlagenen Ledergürtel, der wiederum die in Cowboystiefeln aus Schlangenleder steckende schwarze Latexhose an ihrem Platz hielt. Keine Frage dass auch die Lederjacke mit halbmeterlangen Fransen leger und offen war und so den Blick frei ließ auf zwei imposante Brustwarzenpiercings um die sich eine mächtige tätowierte Seeschlange wand.
Plötzlich war es still geworden, fast 30 Augenpaare starrten fassungslos auf die Neuankömmlinge. Mama Quittung rettete die Situation und schmettere tapfer ein
LÄTT IT BIIIII, LÄTT IT BIIIIIHIIIIIIIIIII in die Runde und unsere Kiddis hingen wieder gebannt an ihren Lippen. Hausgemachte Musik, was ist das denn?
Ich nutze die Gelegenheit und verfrachtete das schillernde Gespann an den Tisch meines Mannes, der zusammen mit dem Schweinemann bereits über einer Flasche selbstgemachten Honigwein saß und dreinblickte als hätte ich ihm einen Frosch serviert. Egal, auf Einzelschicksale konnte keine Rücksicht genommen werden.
Ich startete mein Programm mit Verlosung, Krabbelsack und Gesellschaftsspielchen und war stolz darauf, die Stimmung sichtbar zu einer moderaten Ausgelassenheit zu steigern und selbst unsere Nörgelzicke knabberte versonnen am Christstollen und gönnte sich eine Tasse Kakao mit Schuß nach der anderen. Letztlich war sie so gut aufgelegt dass sie sich gemeinsam mit Schweinemanns Änne von der Esotheriktante aus der Hand lesen ließ.
Das Jungvolk hatte sich um Mama Quittung gescharrt und lauschte Ihren Erzählungen von Jimi Hendrix und dem Woodstockfestival. Ich glaube Frau Quittungs Ansehen stieg an diesem Abend beträchtlich und ich frage mich auch, wieso ich eigentlich nicht eine solche coole Mutter habe.
Ela flüchtete vom Männertisch und war froh mir helfen zu können den Zwiebelkuchen aus der Küche zu holen. „Na,“ fragte ich vorsichtig, „Haben die Männer ein tolles Gesprächsthema gefunden?“
Ela meinte dann ihr Berti würde eh nicht viel reden, der wäre ja so schüchtern. *?!?*
Sie wäre ja froh dass der mal mitgekommen wäre, weil sonst säße der ja nur in seiner doofen Bar bei den Gehirnamputierten rum,dabei wäre ihr Berti ja eigentlich Arzt geworden wenn er nicht während seiner Zeit als Assistentsarzt im Krankenhaus ständig umgefallen wäre. Er könne nämlich kein Blut sehen. *?!?*
Aha, ich verbiß mir einen Kommentar und beschloß, mich nur zu wundern.
Im Reiterstübchen herrschte inzwischen Fetenstimmung, nur der schüchterne Berti, Schweinemann und mein GG hockten schweigend am Tisch und starrten sich über ihre Weingläser hinweg an. „Nah meine Lieben,“ zwitscherte ich, „kann ich euch ein Stück Zwiebelkuchen bringen? Was ist denn mit dir, Bertiiii?“ fragte ich zuversichtlich worauf Schweinemann und GG sich ungläubig anstarrten und Berti verlegen rot anlief. „Danke“ brummte Berti und beteuerte dass er gerade den besten Honigwein seines Lebens trinken würde worauf der Schweinemann ihm geschmeichelt nachgoß und begann von seinen Bienenvölker und der Imkerei zu erzählen. Puh, dachte ich, dass Eis scheint gebrochen. Nach und nach taute auch mein Mann etwas auf und trug zur Konversation bei. „Hömma der Tünnes is garnich so übel“ zischte er mir auf dem Weg zum Klo verstohlen ins Ohr. „Jaja schon gut aber trink lieber nichts mehr von dem Schweinewein!“
Im Vorbeigehen erhaschte ich einige Gesprächsfetzen und wusste, dass es nun um Herrn Doktor (das Schwein) und Susi( das Lama) ging. Der Honigwein war inzwischen alle und mein Mann nötigte mich gutgelaunt vom selbstgekelterten Pflaumenwein des Schweinemanns zu kosten. Oh oh oh dachte ich nur, wenn das mal gut geht. Inzwischen dröhnte die Bude immer wieder von Bertis mächtigem Gelächter und Ela sah so glücklich aus, dass ich mich auch einfach nur freuen konnte als der Schweinemann Berti die Hand auf die Schulter legte und sagte: „Du bissss echt nen feinen Kerl, Berdi“ und mein Mann feierlich zustimmend nickte.
Um die neue Freundschaft zu begießen machte sich die Männerunde eine Flasche selbstgekelterten Holunderwein auf und Ela meinte besorgt: „hoffentlich geht das gut, Berti verträgt doch nichts“
*?!?*
„der wird dann immer so komisch“
„Achwas?“ nun war ich doch etwas beunruhigt und sah den drei Zentner schweren Kerl schon wie eine entfesselte Urgewalt durchs Stübchen randalieren.
„Ja“ hauchte Ela, „Berti wird dann immer so melancholisch und fängt an zu weinen“
*?!?*
Mein Mann kam unsicheren Schrittes an uns vorbei, eine Flasche Aufgesetzten unterm Arm, was ich argwöhnisch betrachtete. „Der Bärdi,“ strunkelte mein Mann, „der Bärdi hatdochnochnich unser Auffffffgesässssten prombiert“.
Ela und ich blickten besorgt zur Herrenrunde wo Berti inzwischen sichtlich entspannt den Geschichten des Schweinmannes lauschte und mein Mann mit glühenden Wangen Aufgesetzten in Weingläsern reichte........wehe wehe wehe wenn ich auf das Ende sehe, schoß es mir spontan durch den Kopf.
Der Schweinemann torkelte vorbei, drückte seiner angewidert dreinschauenden Änne einen feuchten Schmatz auf den Mund, nahm Ela in den Arm und versicherte ihr: „dahein Bäddi isssn vadammt fein Kerl, ich habs nochn Flasch Kiiiiiiiierschwein im Audo ......bsbsbs.....der Bäddi will den ma prommm..........prommm.........bsbsbsssssss...........kosten!“
Änne, Ela und ich beschlossen nun regulierend auf die Männlichkeit einzuwirken und weiteren Alkoholgenuß zu unterbinden, zumal schon der eine oder andere belustigte Blick die drei Trunkenbolde streifte. Ela verbot ihrem Berti kurzerhand auch nur einen weiteren Tropfen zu trinken worauf dicke Krokodilstränen aus seinen trüben Augen traten und dem Gesetz der Schwerkraft folgend über Gesicht und Hals rannen um dann im Dickicht der Brusthaare zu verschwinden.
„DA nu hasssses kschafft“ nüllte mein Mann, „nu hassse mein Froind Bäddi trauhaurich gmacht“ und auch der Schweinemann schlug sich erbost auf Bertis Seite:
„Nu lasssss den Jung innruhhh, dassss isss nemlich n gaaaaaaaaaanz fein Kärrrrlll“ und die Männer hakten sich unter und torkelten nach Draußen.
„Was ist das denn jetzt“ fragte Änne empört und Ela antwortete: „Das ist wohl artenübergreifende Freundschaft“
Egal, dachte ich, die Flaschen haben sie ja da gelassen. Der weitere Verlauf des Abends war so harmonisch wie ich es mir kaum zu träumen gewagt hatte. Frau Quittung und Ela, die sich immer spinnefeind gewesen waren, kicherten angeheitert vom Glühwein gemeinsam über die Singversuche von Schönling Bastian, die Rittmeisterschülerin debattierte mit der Bolero-Ollen über Sinn und Unsinn der FN-Richtlinien, die männlichen Begleiter zweier RB-Frauen hatten sich ich Autodiskussionen verstrickt und über allem schwebten die schwülstigen Gitarrenklänge von Mama Quittung die inzwischen bei Donna Donna und We shall overcome angekommen war.
Gegen 22 Uhr begann sich die Gesellschaft aufzulösen, alle bedankten sich begeistert für die Einladung und den netten Abend und verschwanden mehr oder weniger angetrunken in der eiskalten Nacht. Und wie ich letztlich mit Änne und Ela so in der Tür stehe und wir ob der Kälte schaudern, da fragten wir uns plötzlich wo wohl unsere Männer abgeblieben wären. Ich hatte zunächst auf die Werkstatt getippt in der mein Mann immer verschwindet wenn er schmollt, aber sie war dunkel und verwaist. Also machten wir uns auf die Suche. Es war ja bitterkalt und ich sah meinen Liebsten schon im Alkoholkoma festgefroren am Boden.
Nach einiger Sucherei fanden wir sie dann in Herrn Doktors und Susis Bauwagen.
Mein Mann hockte links im Eingang, neben ihm der volltrunkene Berti nach hinten übergekippt, in seinem Arm friedlich schlafend Herr Doktor, rechts daneben der Schweinemann, zwei leere Flasche Kirschwein auf dem Schoß.
„Ja seid ihr noch zu retten, ihr holt euch den Tod“ zeterten Änne und Ela los.
Die nächste halbe Stunde brachten wir damit zu, den sturztrunkenen Berti ins Auto zu verfrachten, den ebenfalls sturztrunkenen Schweinemann davon zu überzeugen dass Herr Doktor nicht mit nach Hause fahren wolle, und, was sich als fast unmöglich darstellte, meinen Mann nur in die Nähe unseres Hauses zu bekommen. Er hatte sich nämlich ganz spontan entschlossen seinen neuen Freund Berti in seine Bar zu begleiten um noch 3 oder 4 Absacker zu nehmen. Berti war natürlich schon jenseits von Eden und lag quer auf der Rücksitzbank mit einem glücklichen Gesichtsausdruck auf den haarigen Wangen.
Um ein Uhr nachts hatte ich endlich Mann und Kinder im Bett und zog es wegen körperverletzender Lärmbelästigung in Form von Schnarchgeräuschen vor, auf der Couch zu schlafen. Trotzdem war ich sehr, sehr glücklich. Alle hatten sich amüsiert, niemand hat rumgezankt und keine Katastrophe war passiert, was einmalig in unserer bisherigen Hofgeschichte war.
In diesem Sinne Euch auch eine frohe Weihnacht und ein schönen 4ten Advent.

dickie

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Da war auch mal was mit dem Hufschmied. *grien*

Beitrag  dickie Sa Aug 28, 2010 7:28 pm

So und heute war es dann soweit. Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll.
Als ich heute um 15 Uhr nachhause kam, stand der Wagen des lieben Schmiedes vorm Tor, (das war abgeschlossen weil mein Mann eben unsere Tochter weggebracht hatte) und hupte wie ein Bekloppter.
Ich bin hinter ihm stehen geblieben, bin ausgestiegen, habe freundlich gesagt Guten Tag Herr St....., und was gibt es vor Probleme?
Da hat er mich angeraunzt, er müsse das Pferd von A....s beschlagen, der hätte wieder ein Eisen weg und das wäre ja auch klar, so unmöglich wie der Auslauf aussehen würde....... motz motz motz
habe ihm wortlos das Tor aufgemacht und bin rein gegangen, entgegen meiner Angewohnheit zuerst in den Stall zu gehen. habe ihn dann auch draußen hämmern und fluchen hören. In der Zwischenzeit sind mein Mann, meine tochter und eine Schulfreundin zurück gekommen und die Mädchen wollten reiten.
Ich also mit den Mädels in den Stall. Herr St... hatte das Pensionspferd aus der Box geholt und es an beiden Seiten angebunden. Soweit O.K..
Meine Tochter holte dann ihr Pony vom Auslauf und stellte es zum Putzen ebenfalls auf die Stallgasse. Ich hielt mich etwas abseits und war mit Misten beschäftigt. Nun sind das Einstellerpferd und das Pony dick befreundet und als meine Tochter mit dem Pony zum Platz abzog, da wieherte der Wallach hinterher, gerade in dem Moment wo Herr St. den Huf auf den Bock stellen wollte.
Natürlich zogs Pferdi den Huf weg und St... brüllte wie ein Stier. ich rollte nur mit den Augen worauf St. theatralisch die Raspel wegschmieß und mich anraunzte mit so einem dummen stück wie mir könne er nicht zusammenarbeiten.
Ich glaube ich wurde erst weiß dann grün und dann rot und dann hatte ich das Gefühl mir würde der Kopf platzen. habe dann ruhig gesagt er hätte REcht und ich würde ihn bitten den Hof schnell zu verlassen worauf er drohend auf mich zu kam. Hah! In diesem Moment kam mein Mann durch die Diele in den Stall, peilte kurz die Lage udn nahm dann das WErkzeug vom St. und packte es in den Bus. Eines nach dem anderen. St... rannte neben ihm her und holte das Werkzeug wieder raus und mein Mann räumte es wieder ein. Letztlich setzte mein Mann sich wortlos in sein Auto, der Schlüssel steckte, und fuhr das Auto bis zur Mitte unserer Einfahrt. St. rannte seine Raspel in der Hand hinterher. Mein Mann stieg aus udn baute sich vor ihm auf. (Mein Mann ist 1,88 groß und nun ähem ziemlich kräftig gebaut) schaute ihn nur bitterböse an und sagte...jetzt verp...dich blos sonst gibt es was auf den Tabernakel!
Daraufhin lies er ihn in der Einfahrt stehen, schloß das Tor zu und schmiß dann das restliche Werkzeug übers Tor, wo es laut klimpert auf den Steinen landete.
St. lud mit hochrotem Kopf seine Brocken ein, nahm sein Handy und rief lautstarkt seine Frau an und schrie ins Handy damit wir es auch noch hören:
Renate...ich brauche mal die Nummer von dem Anwalt.....
*kicher*
Ich habe dann meinen Schmied angerufen der freundlicher Weise die Arbeit des Herrn St. auf meine Kosten beendet hat.
Das Einstallerpärchen habe ich benachrichtigt und ihnen gesagt was geschehen ist. Sie trug es mit Fassung, er hat etwas gemault.

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Die Quittungstante

Beitrag  dickie Sa Aug 28, 2010 7:29 pm

Dann erzähle ich mal von der Frau mit dem Quittungsfimmel. (In ihrem ehrbaren und langjährigen Beruf ist sie Controllerin). Diese Frau lebt nunmal in dem Wahn, man wolle sie ständig bescheißen.
Sie trägt immer einen Ordner mit sich rum.
Ich hätte schon am ersten Tage stutzig werden müssen.
Sie kam und sah die Box an und war begeistert. ich hatte die Box in der Tageszeitung inseriert, es hatten sich mehrere Interessenten angemeldet und diese Dame sagte mir direkt zu die Box zu nehmen. Ich machte einen Einstellervertrag mit ihr und sie zahlte die erste Boxenmiete zur Hälfte an. Sie fragte nach einer Quittung, ich wollte das auf dem Vertrag vermerken...Naiiiiiiiiiin, entsetzt! Warten sie, ich ahbe einen Block dabei. sie kam mit einem Ordner und einem Quittungsblock wieder, füllte die Quittung aus die ich ihr unterschrieben hat. Kein Problem, dachte ich, man kennt sich nicht.
Sie zog pünktlich mit ihrem Pferd ein. Nun hatten wir vereinbart, daß sie eine Spänebox bekommt. Sie sei sehr eigen mit der Späne und wolle die separat abrechnen. Kein Problem. Mein Mann brachte 10 Ballen Späne aus dem Raiffeisen mit. wir kaufen dort immer auf Lieferschein und zahlen gegen Rechnung. Nun wollte ich 65 Euro von ihr für die Späne. Sie gab mir das Geld, war entzückt über den wie sie meinte günstigen Preis und verlangte eine Quittung. ich war verdutzt und meinte wir würden auf Rechnunge kaufen und hätten keinen estra Kaufbeleg. Daraufhin meinte sie eine Kopie unserer Sammelrechnung würde ihr reichen und vorerst würde ihr eine quittung reichen, Sie hatte zufällig einen Block dabei, füllte eine Quittung aus und ich unterschrieb diese. Angelegentlich wurde die Quittung im Ordner abgelegt.
Nächste Szene: Der Möhrenmann!
Der Möhrenmann kommt immer dienstags und verkauft Möhren für 3 Euro pro Sack. Frau Quittung kaufte einen Sack, bazahlte bar udn verlangte eine Quittung.
Der Möhrenmann hatte einen Quittungsblock und füllte eine aus. Frau Q. nahm die Quittung, vermerkte wie ich sah den Beleg mit dem Zusatz Möhrensack Nr. 1, und legte den Beleg ab.
Herr W. (der aus dem Stroh) wurde Zeuge des Prozederes und bemerkte schnippisch: Penibel WA?
Nun das war dann Haß auf den ersten Blick.
Nächste Szene:
Der Hufschmied!
Der Hufschmied kam, beschlug das Pferd, verlangte Geld, bekam Geld und Frau Q verlangte eine Quittung.
Nun ist die Buchhaltung eines Hufschmiedes sehr spezial, wenn ihr wißt was ich meine....
Es gab eine endlose Diskussion bis er letztendlich eine Quittung, (Frau Q. hatte zufällig einen Block dabei) unterschrieb.
Etwas aufgebracht kam sie zu mir als der schmied weg war, zeigte mir die Quittung und sagte wie unendlich froh sie sei diese bekommen zu haben.
Herr W. (der zufällig an meiner Seite klebte) spran unvermittelt vor, schnappte die Quittung und hielt sie Nänänänänä singend und tanzend über Qs Kopf, die lauthals zu zetern anfing......
Und als wäre das nicht genug, stopfte Herr W die Quittung von Frau Q in den Mund und kaute darauf rum. Frau Q wurde kreideweiß und begann zu zittern.
DAnn nahm sie ihren Quittungsblock aus der Tasche, schrieb mit zitternden Händen FEHLBELEG dadrauf und vermerkte die Geldausgabe, um dann den Beleg in dem Ordner abzulegen.

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Exoten im Stall! Wie kommt ihr damit klar ... oder neues aus dem Irrenhaus!

Beitrag  dickie Sa Aug 28, 2010 7:30 pm

Hereinspaziert, hereinspaziert...Menschen, Tiere, Sensationen....
gutes Reiten schlechtes Reiten....immer wieder neu...immer wieder schön...
Exklusivnachrichten von Flunkes Ponyhof!!!

Es ist mal wieder soweit, es muss raus oder ich platze!!!!!!! Wieso immer ich????
Jetzt muss ich schon wieder drüber lachen aber erzählen muss ich das!
Ihr erinnert euch an die Esotheriktante die alles auspendelt????? Je nach Witterung empfängt sie stärker oder schwächer irgendwelche „Schwingungen“. Vorgestern war es wohl besonders schlimm. Ich komme in den Stall, sie sieht mich an und sagt:
“Bea...es kommt etwas schreckliches auf dich zu.....noch binnen 24 Stunden....gehe nicht aus dem Haus.“
Alles klar, meine Liebe....gut dass es den Eismann gibt.....
(Ist ja nicht so dass nicht andauernd irgendwelche schrecklichen Dinge passieren können)
Dann gibt es noch einen weiteren Einsteller bei uns, den Schweinemann, der ein Zwerghängebauchschwein namens Herr Doktor und eine Lamastute namens Susi besitzt.
Diese beiden Exoten teilen sich einen Bauwagen, der etwas abseits liegt und haben eine nette Weide nur für sich. Der Schweinemann ist ein netter älterer Herr, der niemanden etwas tut, der niemandem zur Last fällt, der mir Susi und Herrn Doktor durch den Wald spazieren geht, der irgendwo noch Bienenvölker betreut und ein Hobbyimker ist und uns gelegentlich mit vorzüglichem Honig beköstigt. Seine Frau sagt zwar er würde spinnen, aber das sagt mein Mann gelegentlich von mir auch.
Dann haben wir seid einiger Zeit eine neue Einstallerin die mein Mann die „Bolero-Olle“ nennt. Im wirklichen Leben heißt die Dame Anja aber wir haben schon eine Anja und deshalb nennt mein Mann sie so, weil sie einen Andalusierwallach hat und den spanisch reitet und meist bei schönem Wetter im prächtigen andalusischen Outfit erscheint, ihrem Pferd bunte Bänder in die Mähne flicht (dauert ca. ne Stunde sieht aber wirklich hübsch aus) und dann zu den Klängen spanischer Musik aus dem mitgebrachten Ghettobluster mit ihrem Pferd reitet und von Auftritten im Zauberwald träumt. Ole!
Nun trug es sich gestern zu, dass Esotheriktante und Schweinemann sich mit TA zum impfen verabredet hatten. Susi und Herr Doktor bekommen wohl auch irgendwelche Impfen gegen Schweinepest und Maul und Klauenseuche und Tollwut und Tetanus und was weiß ich.
So standen denn Schwein, Lama und Esotherikfriese nebeneinander am Balken angebunden, das heißt Herr Doktor war nicht angebunden sondern spielte mit unserem Hund.
Der TA kam, impfte Lama und Pferd und den empört quiekenden Herrn Doktor und ließ sich dann auf einen friedfertigen Plausch mit dem Schweinemann ein.
Mein Mann, meine Tochter und ich saßen auf der Bank vor unserer Waschküche und genossen das Schauspiel.
In diesem Augenblick erschien die voll ausstaffierter Bolero-Olle auf Bühne und meinte wohl
den jugendlichen TA beeindrucken zu müssen indem sie mit ihrem Andalusier im Seitwärtsstepp über dessen abgelegtes Jackett laufen ließ, die Augen strahlend auf den tierärztlichen Held geheftet! Dem Held fiel eher die Kinnlade runter und stammelte nur „Mein Handy mein Handy.....!“ Die Bolero-Olle, sich inzwischen seiner vollen Aufmerksamkeit bewusst, demonstrierte ein paar feine spanische Schritte über den Asphalt und zurück übers Jackett, welches sie offensichtlich aufgrund ihrer hormonellen Gesamtsituation nicht bemerkte.
Mein Mann gluckste inzwischen schon wieder fast haltlos vor sich hin.
Der Veterinär sprang geschwind auf sie zu, griff sein Jackett wenig begeistert vom Boden auf und stellte erschüttert fest, dass sein gutes Nokia für andalusische Bolerotänze nicht ausgelegt ist, was er der feinen spanischen Esmeralda auch in recht bitteren, unedlen Worten zu verstehen gab. Dieses ließ wiederum das Strahlen in ihren Augen erlöschen, was wildem ebenfalls undamenhaften Gekeife wich. Wütend ging sie in den Stall und machte ihren Kassettenspieler an und beschallte unser kleines gemütliches Gehöft mit den fetzigen Rhytmen eines ekstatischen Gitarreros und zog ein Gesicht, dass Prosper Merimee vor Augen gehabt haben muss als er Carmen schrieb.
Inzwischen zog Susi ungeduldig am Strick und wollte dem Herrn Doktor folgen, der sich inzwischen weit ab vom Geschehen in eine Pfütze suhlte.
Der Veterinär erlaubte sich dann den Rekorder leiser zu machen und Boleroweibchen mal auf ihre Haftpflicht anzusprechen, worauf diese sich dann knurrend auf den Weg zu ihrem Auto machte um ihm da was aufzuschreiben. Sie ging an der inzwischen fassungslos dreinschauenden Susi vorbei und es machte : RRRROOTZ!!!!!! und Susi hatte die Bolero-Olle mit einem satten Gelben bedacht. Gezeter und Geschrei!
Mein Mann hatte inzwischen Tränen in den Augen war rot angelaufen im Versuch nicht rauszuplatzen. Er verfolgte seinen Augen eine hysterische Esotheriktante die wie ein aufgescheuchtes Batteriehuhn gackern über den Hof rannte, das inzwischen uns allen vertraute Pendel aus seinem Innern zog und mit wichtiger Miene über den Hof stolzierte, und mehr als besorgt in meine Richtung sah. Der Schweinemann tupfte inzwischen sehr betreten mit einem bunten Herrentaschentuch am Bolerowestchen der Zauberwaldanwärterin rum, mehrfach um Entschuldigung heischend.
Mein Mann hatte inzwischen alle Fassung verloren und jappste haltlos nach Luft, stammelte zwischendurch nur: „Irrenhaus, ich sag’ nur Irrenhaus!“
Susi platzierte inzwischen wohlgezielt einen Gelben auf dem Rücken der Pendelschwingerin und der TA ergriff rasant die Flucht, steuerte sein Auto mit einem Kavalierstart vom Hof um dann in einer Pfütze ‚ne Vollbremsung zu machen um den armen friedlich nuffelnden Herrn Doktor nicht das Leben zu nehmen.
Mein Mann war inzwischen vor die Bank gefallen, lag auf den Knien, hochrot im Gesicht und hatte sich an seinem Kaugummi verschluckt, rang verzweifelt nach Atem. Ich war eigentlich unterwegs gewesen, Susi vom Balken abzubinden, hatte diese schon am Strick und eilte zurück zu meinem Gatten um diesem den Rücken zu klopfen. Die Pendeleule eilte ebenfalls herbei und bekam erneut einen Gelben von Susi ab, allerdings war der nicht mehr so reichhaltig wie die vorher. So trug es sich zu, gestern, und der Tumult löste sich erst auf, als ein Platzregen niederging, der uns alle davon zu schwemmen drohte.
Jetzt ist natürlich wieder Vollalarm und alle hacken auf dem armen Lama rum.
Dabei kann das doch nichts dafür.
Mein Mann und ich finden es dagegen voll O.K. Mein Mann hat übrigens überlebt!
Gibt es bei euch auch solche Exoten im Stall?
Exoten im Stall -- Teil I

Wir bieten Voll/Teil oder Selbstversorgung, Winterpaddock, Sommerweiden, große Boxen, Futter nach Wahl, Reitplatz (20x40).
Das Problem liegt nicht daran, daß die Einstaller über Futter oder Stroh meckern, im Gegenteil, es ist eher das Drumherum und der Trouble der jeden Tag los ist. Manchmal denke ich, ich bin im Irrenhaus. Pubertierende Teenies, esoterisch angehauchte Pferdebesitzer, verliebte Mittvierziger.....ich halte es nicht mehr aus. Ich glaube ich habe ein Abo auf Knalltüten.
Gestern, die Esoteriktante: Steht vor ihrer Box, in der einen Hand ein Pendel, in der anderen Ihr Pferd und sagt allen ernstes: ich kann meinen Miguel heute nicht in die Box stellen, ein Unglück wird geschehen........
Letzte Woche stand ein Teeni aufm Dach und wollte runterspringen...Liebeskummer!....wieso denn nur von unserem Dach, Polizei, Feuerwehr......
Mann wegschließen???? Der hat letzten Monat den verliebten Mittvierziger vom Hof gejagt weil er sich im Stroh einen geschubbelt hat und mir dabei durch die Bodenluke beim Misten auf den Arsch gestarrt hat. Ich sach doch. Irrenhaus!
Nochn Gedicht. Die Esoterik Tante hat ne Freundin die auch Einstellerin ist. Die macht einen auf Reiki. Die beiden sind ein lesbischen Pärchen. damit habe ich kein Problem. Die Reiki Tante rief mich vor 2 Wochen nachts an, sie hätte einen fürchterlichen Traum gehabt, ich solle bitte nach ihrem Pferd schauen. Es war halb vier! Ich habe sie ziemlich zusammengeschissen, habe nicht nach ihrem Pferd gesehen und bin wieder ins Bett. Ihre Freundin hat das Pferd dann tags drauf ausgependelt. Alles ist gut. Nächste Nacht:
Ich werde um drei Uhr wach weil unser Hund bellt was das zeug hält, im Stall höre ich Hufgeklapper, mein Mann mit nem Baseballschläger in der Hand runter in den Stall. Reiki Tante steht mit dem Pferd auf der Stallgasse und sagt ihr Pferd hätte ihr telepatisch zu verstehen gegeben daß es in Not ist. Das Pferd (überfetter Friese) war etwas erstaunt in der Nacht Besuch zu bekommen und schien von seiner Notbotschaft nichts zu wissen, nahm die mitgebrachten Äpfel aber gerne.
Mein Mann ist am Ende seiner Kraft! Er arbeitet in Schichtarbeit und braucht seinen Schlaf, ich eigentlich auch.
Ihr wollte Geschichten? Die könnt ihr haben.
Die Nutte kommt gelegentlich vor der Nachtschicht im Outfit vorbei um ihrem Hotta gute Nacht zu sagen. Sie ist über Handy erreichbar. Nun einmal rief ein Freier an als sie gerade ihrem Pferd noch einige Leckerchen brachte.
Der Freier ging dann etwas ins Detail was er wollte und die Dame leierte ihre Preisliste runter und ging anscheinend auf Nachfragen mehr ins Detail. die dachte sich nix dabei. Der Boxennachbar der gerade sein Pferd fertig machte, fühlte sich wohl so angewidert, daß er den Wasserschlauch auf die Dame richtete und sie ziemlich wüst beschimpfte......das fand ich hingegen lustig.
N. fing dann an zu heulen sie müsse sich jetzt erst wieder umziehen und wie sie denn jetzt aussähe........
Hier ist was los, muß direkt wieder lachen
Ihr Lieben. Was für euch Spinner etc. sind, dass sind Normalos auf den ersten bis zweiten Blick. Nehmen wir mal den spannenden Herrn W..
Er kam vor 2 Jahren auf den Hof, eigentlich nur um das Pferd seiner geschiedenen Frau zu parken. Das Pferd war ihm im Scheidungskrieg geblieben. Er hat es behalten um seiner Frau eins auszuwischen.
Wunderbar dachte ich. Er bringt dir ein Pferd und jeden Monat Geld und lässt sich nicht sehen. So war das auch ein Jahr lang. Letztes Jahr hatten wir einen Grillabend organisiert, wozu wir Herrn W der Vollständigkeit halber auch einluden. Überraschenderweise kam er auch und ich habe mich fast den ganzen Abend sehr nett mit ihm unterhalten. Er ist ein leitender Angestellter in einem Autohaus. Nungut. Nach diesem Abend kam er dann zunächst gelegentlich, später regelmäßig vorbei und machte einige Gefälligkeiten für uns, sprich sorgte z.B. für eine äußerst preiswerte Reparatur meines Autos. Dann kam er mal mit ner Schachtel Pralinen weil ich mich so gut um sein Pferd kümmern. Dann wollte er doch mal reiten lernen und bat mich um Reitstunden. Sein Pferd ist ein 16 jähriges gutmütiges WB. Gut ausgebildet bis Kl. M, voll brav. Schade eigentlich dass es nur rumstand. Naja dann hatte ich schon langsam das Gefühl dass da was nicht stimmt....Er machte mir dann lauter kleine Geschenke und versteckte Komplimente. Nun bin ich wirklich keine Traumfrau und die Kinder haben auch ihre Spuren auf meinen Hüften gelassen und ich liebe meinen Mann und bin ihm immer treu gewesen. Also typisch hausbacken. Trotzdem fand ich das natürlich schön mal wieder hofiert zu werden. Einladungen zum Essen schlug ich dann aber aus und setzte klar Grenzen. Kam mir auch ziemlich blöde vor. Stehe da mit Latzhose und Gummistiefeln aufm Mist und W. kommt, bleibt stehen, strahlt mich an und sagt: Sie haben schönes Haaar, Beaaate. *faßandenkopf*
Meinem Mann blieb seine Schwärmerei natürlich nicht verborgen, zumal er dann täglich um mich rumscharwenzelte. Einmal hat er versucht mich in der Sattelkammer zu küssen, worauf ich ziemlich böse reagiert habe. Dann ist er mir tagelang aus dem Wege gegangen. Habe dann aber mitbekommen, daß er mich beobachtet und meinen Mann losgeschickt, der ihn dann ja tatsächlich erwischt hat. ich meine, sowas kann jedem von euch passieren, ohne euer Zutun. Mir ist es mit Herrn W. passiert und mich würde es nicht wundern, wenn die nächste Einstellerin meinen Mann anbaggert.
Die Nutte ist eigentlich die ruhigste Einstellerin. Sie kommt mittags, macht etwas mit ihrem Pferd und ist zwei Stunden später wieder verschwunden. Manchmal kommt sie noch abends vorbei. Dann trägt sie auch nicht Lackstiefel oder so, ist halt nur etwas aufgepeppt und stark geschminkt. Eigentlich könnte sie so auch in jede Disco. Kaum einer vermutet was sie macht. Sie hängt es nicht an die große Glocke, steht aber zu ihrem Gewerbe. Dafür empfinde ich Respekt. Sie ist höflich, bescheiden, ehrlich und zuverlässig. Warum sollte ich sie also rausschmeißen. Solange sie ihre Geschäfte nicht auf unserem Hof abwickelt....!
Ja und dann die Teenis. Ein Mädel kommt ungefähr seid 10 Jahren zu uns. Sone richtig kleine Pferdeverrückte. Sie geht bei mir ein und aus. Vor 5 Jahren ist ihre Mutter gestorben. Damals war sie 12. Seit dem bin ich ihre Ersatzmutter. Wen wundert es daß sie sich bei mir ausheulte, als ihr Vater eine neue Freundin hatte. Ich war die, die die ersten Liebeskummertränen getrocknet hat, die sie in den Armen hielt als ihr Pferd vor einiger Zeit eingeschläfert wurde, und ich war auch die, die sie dann wieder vom Dach geholt hat. Viel Glück hats Madel nicht gehabt. Auch ihr kann ich nicht einfach die Tür vor der Nase zuschlagen.
Nun gut die Esoteriktanten und die Quittungsfrau sind erst mal für mich nur bekloppt. Ich will auch nur sagen, dass man nicht einfach die komplette Belegschaft auswechseln kann. Es sei denn man macht einfach komplett zu.
Und auch Nichtzahler gibt es immer und überall. Ein Pferd habe ich schon wegen fehlender Boxenmiete übernommen. Ist ein nettes Pferd. :-)
2 kommen immer sehr verspätet mit dem Geld, manchmal zahlen sie 3 Monate nicht, dann aber die säumige Miete auf einen Schlag und manchmal noch einen Monat auf Vorrat. Auch da kommt das Geld, wenn auch schleppend und nicht kalkulierbar. Schlechtzahler Nr. 3 ist mal wieder untergetaucht. Anscheinend habe ich dann bald 5 Pferde.

dickie

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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Re: Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann

Beitrag  babara Sa Aug 28, 2010 9:24 pm

Ich kann mich nicht halten - ich lache Tränen ....

babara
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Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann Empty Re: Geschichten von Bolero Olle und dem Schweinemann

Beitrag  Reiterlein Sa Aug 28, 2010 9:46 pm

dickie: DANKE DANKE DANKE!!!!!!!!!! sunny

Hach, Flunke schreibt einfach göttlich What a Face

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