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"Die Dressurstunde - Trainignskonzepte für jeden Tag" von Dr. Britta Schöffmann

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Beitrag  Reiterlein Mo Mai 25, 2015 9:22 am

Rezension Britta Schöffmann – Die Dressurstudie

"Die Dressurstunde - Trainignskonzepte für jeden Tag" von Dr. Britta Schöffmann Britta11

Wieso klappt es eigentlich im Unterricht mit Trainer immer besser als alleine?
Zumal der Trainer oft kaum an der Einwirkung korrigiert?

In ganz vielen Fällen liegt es an der Struktur, dem Aufbau einer Trainingseinheit.

Und mal Hand aufs Herz und Augen auf: Wer kennt sie nicht, die Reiter, die beim „warm reiten“ mit dem Handy telefonieren, mit dem Mitreiter plaudern? Wer hat es nicht selber schon oft genug getan?

Wir vergeben uns – und vor allem unserem Partner Pferd! - eine große Chance, wenn wir auch nur einen Teil einer guten Trainingseinheit auslassen.

Sie besteht immer, egal ob in der Dressur, beim Gewicht heben oder im Ballet, aus Aufwärmphase, Arbeitsphase und Abkühlphase.

Jede dieser einzelnen Phasen hat ihre eigene, wichtige Bedeutung.

In der Aufwärmphase werden der Körper und auch der Geist auf die folgenden Anforderungen vorbereitet. Die Muskeln, Bänder, Sehnen, Gelenke werden erwärmt, geschmeidig gemacht, besser durchblutet. Die Seele gibt schon hier wichtige Signale: Wie ist  heute die Laune? Gibt es Befindlichkeiten? Wie ist die Motivation?
Um in der folgenden Arbeitsphase den an sie gestellten Anforderungen gewachsen zu sein, ohne Schaden zu nehmen. Hier werden die Muskeln gestärkt, Lektionen erlernt, die Psyche mit neuen Anforderungen konfrontiert, um daran zu wachsen.
In der Abkühlphase wird der beanspruchte Organismus wieder sanft herunter gefahren und die Psyche entspannt, so dass Pferd und Reiter locker und mit einem guten Gefühl aus der Einheit gehen um mit einem guten Gefühl ins nächste Training starten zu können.

Soweit, so gut. Nur, wer lernt das schon? Wie geht das?
Meist wird viel über Einwirkung, Sitz, Hilfengebung, Lektionen vermittelt.

Aber was in welcher Phase wie zu reiten ist – über gewisse Grundinformationen geht der Unterricht doch meist nie hinaus.

Hier schafft Dr. Britta Schöffmann mit ihrem neuen Buch „Dressurstunde“ Abhilfe.

Klar strukturiert, nach Leistungsklassen eingeteilt, erläutert sie in gut verständlichen Texten, was in der jeweiligen Klasse gefordert wird, wie eine Trainingseinheit aufgebaut werden kann. Und zwar nicht in reiner Theorie, sondern anhand von Übungen, Bahnfiguren, erläutert sie, mit welcher Vorbereitung man an welcher Lektion arbeiten kann.

Hier weckt sie auch wieder das Bewußtsein für vielseitiges reiten! Auch ein Dressurpferd sollte kleine Gymnastiksprünge machen, über Ricks geritten werden. Nicht nur wegen der Abwechslung, sondern auch wegen der vielseitigen Beanspruchung und Förderung der Muskulatur.

So finden sich im Buch auch Anregungen für eine Caprili-Stunde! Hervorragend!

Der Aufbau der einzelnen Kapitel ist logisch, gut erklärt und beginnt stets mit den Anforderungen der jeweiligen Klasse.


Über die Klasse E schreibt sie:

„Das saubere Reiten von Bahnfiguren und Einhalten von geforderten Linien sagt sehr viel über die reiterliche Hilfengebung, das so wichtige Zusammenspiel von Hand – Kreuz – Schenkel, aus!“ (Seite 32, Anmerkungskasten).

Dann werden jeweils die typischen Probleme geschildert.

Beispiel aus Klasse L:

„- Keine bzw. nicht ausreichende Versammlung
- Taktprobleme in den versammelten Tempi“ (Seite 72)

Um sich danach dem Aufbau der Trainingseinheit zu widmen.

Immer begonnen mit dem aufwärmen, dann die Arbeitsphase.
Der Aufbau ist in schwarzer Schrift dargestellt, die Ziele, denen der Aufbau dient, in brauner Schrift. So hat man immer gleich den Überblick, WOZU man etwas reitet. Denn nur, wenn das Ziel deutlich ist, kann man verstehen, WARUM man etwas reiten soll.

Beispiel aus Klasse M:

Aufbau:
zwei, drei Galoppsprünge extrem hoch versammeln („auf der Stelle galoppieren“), dann wieder rausreiten
Ziel: Förderung der Hankenbeugung und der Lastaufnahme, Verlängerung der Sprungphase (Seite 101).

Das mit der vermehrten Hankenbeugung ist vermutlich noch vielen Reitern klar. Aber die Verlängerung der Sprungphase? …. Wieder Hand aufs Herz!

Für wen ist dieses Buch?

Zu allererst möchte ich es allen Richtern ans Herz legen, vor allem denjenigen, die die Klassen E bis L richten. Bitte achtet auf die Anforderungen und bewertet nicht mehr die scheinbar versammelteren Pferde besser, wenn die Basics fehlen!

Dann ist dieses Buch eine hervorragende Anleitung für Reiter, die sich immer wundern, warum es im Unterricht immer besser klappt, als ohne, auch wenn der Trainer so gut wie nie die Einwirkung korrigiert.

Und es ist für Reiter geeignet, die es noch nicht gewohnt sind, ein Pferd selbständig zu reiten.

Desweiteren für Reiter aller Klassen und Leistungsstufen, die Anregungen für das Training suchen, eine Erweiterung ihres „Handwerkskoffers“ im Bereich: „wie erreiche ich... / was kann ich tun um...“.

Das Buch ist nicht dafür gedacht, die genannten Aufgaben stur herunter zu reiten. Hiervor warnt Britta Schöffmann auch selber. FÜHLEN, hereinhören ins Pferd, bei Problemen immer eine Stufe zurück gehen (hier finden sich ja genug Anregungen im Buch) sind das A und O.


Die Gegenüberstellung der Aufgaben und Ziele im Fließtext ist sicher etwas gewöhnungsbedürftig. Durch die optische Unterscheidung in schwarzer und brauner Schrift erhält das Buch eine durchgängige Struktur.
Mir persönlich hätte eine tabellarische Gegenüberstellung besser gefallen. Aber das ist vermutlich persönliches Gusto.

Frau Dr. Schöffmann macht in diesem Buch sehr deutlich, dass NICHT Lektionen pauken bis zum Abwinken zur Verbesserung führt – im Gegenteil! Sondern sinniges, verständiges Training mit entsprechender Vorbereitung aller zu bewältigender Anforderungen.

Reiten mit Kopf und Herz!

In diesem Sinne:
Danke Frau Dr. Schöffmann für ein Werk, dass den Trainingshorizont aller Reiter, egal ob jung oder  erfahren, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, deutlich erweitern wird.

Reiterlein
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